"Wir können nie mit dem Abgrund um die Wette laufen. Da sind wir stets die Verlierer. Deshalb wäre es angebracht, die etwas erstaunliche Formulierung von der Atomkraft als der unmöglichen Möglichkeit zu gebrauchen. Das bedeutet: Sie zerstört, wofür sie dienen soll. (...) Bei der Natur bildet die Radioaktivität eine Grenze. Für uns sollte sie das auch sein. Jeder Verstoß rächt sich mit größter Heftigkeit. Dessen Inkarnation ist ein Atomzerstörungskraftwerk. Es kann als Ahrimanburg gelten. Außen erscheint sie nackt, grau und kalt. Innen herrscht eine verschlingende untersinnliche Glut. Keine Verwandlung geschieht, sondern eine Vernichtung. Alles muss hinter dicke, verbergende Mauern. Eine Korruption bis in die Materie hinein wird praktiziert." (Lit.: A. Kimpfler, S. 70 - 71).

"Walther Cloos (1900–1985), Verfasser der «Kleinen Edelsteinkunde» (1956), stellte in den «Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland», Nr. 148, Johanni 1984, S. 116–117, Zitate Rudolf Steiners zur Radioaktivitätzusammen und versuchte anschliessend daraus zu begründen, dass Radioaktivität eine Keimkraft des Mineralischen sei." (Lit.: H. Keimeyer). Diese Auffassung ist aber falsch. "Man hat die physische, die astralische Welt, das untere Devachan und das obere Devachan. Wenn man nun einen Körper noch weiter hinunterdrückt als zur physischen Welt, dann kommt man in die unterphysische Welt, in die unterastralische Welt, das untere oder schlechte Unterdevachan und das untere oder schlechte Oberdevachan. Die schlechte Astralwelt ist das Gebiet des Luzifer, das schlechte untere Devachan ist das Gebiet des Ahrimanund das schlechte obere Devachan ist das Gebiet der Asuras. Wenn man den Chemismus noch weiter hinunterstößt als unter den physischen Plan, in die schlechte untere devachanische Welt, entsteht Magnetismus, und wenn man das Licht ins Untermaterielle stößt, also um eine Stufe tiefer als die materielle Welt, entsteht die Elektrizität. Wenn wir das, was lebt in der Sphärenharmonie, noch weiter hinabstoßen bis zu den Asuras, dann gibt es eine noch furchtbarere Kraft, die nicht mehr lange wird geheim gehalten werden können. Man muß nur wünschen, daß wenn diese Kraft kommt, die wir uns viel, viel stärker vorstellen müssen als die stärksten elektrischen Entladungen, und die jedenfalls kommen wird - dann muß man wünschen, daß, bevor diese Kraft derMenschheit durch einen Erfinder gegeben wird, die Menschen nichts Unmoralisches mehr an sich haben werden!" (Lit.: GA 130, S 102f) Aus anthroposophischer Sicht lässt sich folgern, dass die Nuklearenergie, selbst wenn man sie als "Dritte Kraft" (Rudolf Steiner) begreift, für die gegenwärtige Menschheit nicht beherrschbar ist.

Noch zehntausende Jahre wird der Müll der sogenannten Kernkraft-Anlagen strahlen. Daher geschieht die jetzige zivile (und militärische) Nutzung der Atomkraft auf Kosten fast aller weiteren Generationen der Menschheit, insoweit sie sich noch materiell inkarnieren muss.

Wenn zum Teil in anthroposophischem Schrifttum bspw. bei Uhlenried gar geäußert wird, westliche Atomkraftwerke seien sicherund eine Endlagerung des Atommülls in Salzstöcken sei unbedenklich, so ist dies ganz und gar verantwortungslos.

Wie die aktuelle Situation nach Tschernobyl und Fukushima zeigt, gehen von havarierten Atomanlagen selbst noch Jahrzehnte nach dem jeweiligen Ereignis erhebliche Gefahren aus. Bewohnte Gegenden um das havarierte Kernkraftwerk müssen dauerhaft evakuiert werden und eine Rückkehr der Menschen in die verstrahlten Gebiete ist oft nicht möglich. Wenn von einzelnen Regierungen, auch in Europa, nach den bislang bekannten Unfällen in Atomkraftwerken, noch weiterhin auf diese Energieform gesetzt wird, so ist das sträflich leichtsinnig und in höchstem Maße unverantwortlich.


Literatur

  • Rudolf Steiner: Das esoterische Christentum und die geistige Führung der MenschheitGA 130, Dornach 1995
  • Anton Kimpfler: Okkulte Umweltfragen, Anders Leben Verlag, Wies/Südschwarzwald 1982, S. 70 - 71
  • Georg Unger: Kernenergie und Geisteswissenschaft. Dornach/Schweiz : Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, Dornach 1979
  • Hermann Keimeyer: Ist Radioaktivität eine Keimkraft des Mineralischen? In: Aus den: AVS-Mitteilungen in Nr. 115, Michaeli 2003 (AVS = Anthroposophische Vereinigung in der Schweiz)
  • Karl-Heinrich M. Uhlenried, «Kernenergie und 'Dritte Kraft'», Lochmann Vlg. Basel, 2002
  • Michael Heinen-Anders: Aus anthroposophischen Zusammenhängen, BOD, Norderstedt 2010, S. 56