„Wer über geistige Wesen spricht, spricht über sich, über sein Seelenleben, über seine
verschiedenen Bewusstseinsstufen. Und natürlich ist alles in uns aktiv und dynamisch
– weil ich es bin, weil ich aktiv und dynamisch bin. Natürlich sind die Erzengel und
Widersachermächte echte, lebendige Wesen – weil ich ein echtes, lebendiges Wesen bin.
[…] Es gibt keine geistige Welt, wenn wir sie nicht erbilden. Der gesamte Inhalt der
Anthroposophie existiert nicht für sich und unabhängig von einem schöpferischen
Bewusstsein.
Er verdankt sich dem ‚freien Erbilden der geistigen Welten’ – so Steiner.“
Nach Sebastian Gronbach sind die geistigen Wesenheiten außerhalb des Menschen also
ediglich der Ausfluss einer Idee Steiners, an eine Realpräsenz dieser Wesenheiten sei mithin
nicht zu denken.
Diese für Anthroposophen unserer Tage unglaublich klingende Idee Gronbachs, alles
Sprechen Steiners über außermenschliche Wesenheiten auf die Abstraktionen seiner
menschlichen Monade zu reduzieren, hinterlässt nicht nur einen schalen Nachgeschmack,
sondern sind der implizite Versuch R. Steiner dem weltanschaulichen System eines
Ken Wilber ein- und unterzuordnen.
Daher sind die immer wieder lautwerdenden Forderungen nach einem Rückzug von
Sebastian Gronbach als gewählter Funktionär für Kulturarbeit des ‚AGiD-Arbeitszentrum
NRW’, nur zu gut zu verstehen (vgl. z.B. „Jahresversammlung in Nordrhein-Westfalen“
von Michael Schmock, in: Anthroposophie Weltweit – Mitteilungen aus der
anthroposophischen Arbeit in Deutschland, Oktober 2009, S. 14).
Wenn der von der ‚Zeitschrift INFO 3’, deren Redakteur Sebastian
Gronbach ist, besonders
hofierte Ken Wilber, wie seinerzeit schon
Leadbeater, von einem zwischen Mensch und Gott
wesensleeren geistigen
Kosmos spricht, so bedarf es erst eines mehr als zweifelhaften
Kunstgriffes, um Rudolf Steiners Anthroposophie, man kann sagen
‚zwanghaft’ kompatibel
zu machen mit der Geisteswelt eines Ken Wilber,
um diese anschlussfähig zu machen an ein
völlig anderes System
geistiger Erkenntnis, als sie Rudolf Steiners Geisteswissenschaft
a
priori - also ohne interpretative Verzerrungen - darstellt.
Wie schön, könnte man sagen, dass dieser Tage ein, diesen Kunstgriff
Gronbachs und anderer
nur nominaler ‚Noch-Anthroposophen’, Steiners
Werk in ein diesem völlig wesensfremdes
System zwängen und diesem damit
subordinieren zu wollen, vollständig entlarvendes Buch
erschienen ist,
nämlich: “Arabeske - Das Integral Ken Wilbers“ von Mieke Mosmuller.
Dort heißt es denn dankenswerter Weise als Conclusio: „Wer die
Anthroposophie mit Ken Wilber
'bereichern' möchte, liebt entweder -
trotz allem Nicht-Verstehen - Rudolf Steiner und die
Anthroposophie zu
sehr, um sie ganz fallen lassen zu können - oder er ist ganz bewusst
auf ihre
Vernichtung aus.“ (Seite 202).
Schon der Titel ‚Arabeske’, deutet an, worauf uns Mieke Mosmuller
letztlich hinweisen will,
nämlich, dass das gesamte Werk Ken Wilbers
eine Art Gegen-Inspiration der Meister der
esoterischen Schule des
Ostens sei.
Bereits in GA 264, lässt sich bei Rudolf Steiner über das Verhältnis von westlicher und östlicher
esoterischer Schule nachlesen:
„Früher war die westliche Schule der östlichen nur angeschlossen,
untergeordnet; nun aber sind
beide nur noch brüderlich verbunden, gehen
aber ganz unabhängig nebeneinander her. Die westliche
Schule ist von
jetzt ab der des Orients nicht mehr subordiniert, sondern koordiniert.
(...)
Im Westen bestehen fortan die christliche Schulung und die
christlich-rosenkreuzerische Schulung.
Die erstere bildet aus durch das
Gefühl, die andere durch den Verstand. Die absterbenden
..
.(Kulturepochen) im Osten brauchen noch die orientalische Schulung.
Die westliche Schulung ist
die für die ... (Kulturepochen) der
Zukunft.“ (GA 264, S. 332). Der Begriff Rassen (Unterrassen)
im Text
wurde entsprechend der Terminologie der späteren Anthroposophie in
Kulturepochen
geändert.
Als Meister der esoterischen Schule des Westens benennt Rudolf Steiner
in GA 264 vor allem
Meister Jesus und Christian Rosenkreuz.
Literatur:
- Sebastian Gronbach: Missionen – Der Geist bewegt alles, Vlg. Freies Geistesleben 2008
- Mieke Mosmuller: Arabeske - Das Integral Ken Wilbers, Occident Vlg. 2009
- Rudolf Steiner: (GA 264) Zur Geschichte und aus den Inhalten
der ersten Abteilung der
Esoterischen Schule 1904 bis 1914, Rudolf
Steiner Vlg. 1996