Ist Rudolf Steiner der Meister Jesus? Ja oder Nein?
Zu Rudolf Steiners Lebzeiten spielte die Frage nach den Meistern, anfänglich in der Theosophischen Gesellschaft, später dann auch in der Anthroposophischen Gesellschaft eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Dabei spielte dann auch zunehmend der Gegensatz zwischen den
Meistern des Orients und
den Meistern des Okzidents eine bedeutsame
Rolle.
Bereits in GA 264, lässt sich bei Rudolf Steiner über das Verhältnis von
westlicher und östlicher esoterischer Schule nachlesen:
„Früher war die westliche Schule der östlichen nur angeschlossen,
untergeordnet; nun aber sind beide nur noch brüderlich verbunden,
gehen aber ganz unabhängig nebeneinander her. Die westliche Schule
ist von jetzt ab der des Orients nicht mehr subordiniert, sondern
koordiniert. (...)
Im Westen bestehen fortan die christliche Schulung und die christlich-rosenkreuzerische
Schulung. Die erstere bildet aus durch das Gefühl, die andere durch den Verstand. Die absterbenden ...(Kulturepochen) im Osten brauchen noch die orientalische Schulung. Die westliche Schulung ist die für die ... (Kulturepochen) der Zukunft.“ (GA 264, S. 332). Der Begriff Rassen (Unterrassen) im Text wurde entsprechend der Terminologie der späteren Anthroposophie in Kulturepochen geändert.
Als Meister der esoterischen Schule des Westens benennt Rudolf Steiner in GA
264 vor allem Meister Jesus und Christian Rosenkreuz.
Letztere sind auch die Führer der Menschheit im Übergang von der fünften zur sechsten Kulturepoche.
Gelegentlich wird aber angeführt Rudolf Steiner könne gar nicht
Meister Jesus sein, denn
nach seinen eigenen Worten sei er sowohl durch
Christian Rosenkreuz, als auch durch Meister Jesus eingeweiht worden.
Wenn aber
der eine Meister, Rudolf Steiner selber war, der zu dem Schauen seines
eigenen Höheren Selbstes durch
Christian Rosenkreutz gekommen war, wie sollte er sich anders als zitiert aussprechen – ohne überheblich zu wirken?
Dass er diese Meister nicht wiederholt physisch sehen muss, deutet – wenn man
möchte, auch darauf hin. Dass er, wie er wiederholt sagte, „nicht allein“ sei,
sagt – unter Umständen – bereits schon das Gleiche
aus.
Wen die Führer der esoterischen Schule des Okzidents als ihre Leiter anzusehen haben, drückt auch bereits die bekannte Zeichnung Rudolf Steiners für Ita Wegmann aus.
Diese Zeichnung für Ita Wegmann, stellt dar, wie man sich Christian Rosenkreutz und Rudolf Steiner vorstellen solle vor dem Altar mit dem Rosenkreuz. Hier sind eindeutig beide die gemeinsamen Führer unserer Erdenaufgabe. (Seite 101 in Kirchner-Bockholt: “Die Menschheitsaufgabe Rudolf Steiners und Ita Wegmann“).
Rudolf Steiner ist Christian
Rosenkreuz zu seinen Lebezeiten definitiv begegnet, davon
zeugen die
Aussagen, die m.W. von Marie Steiner-von Sivers zusammengestellt wurden und
welche wohl unmittelbar auf Rudolf
Steiner zurückgehen, und als solche in GA 262, S. 30 ff erschienen. Zwar
wird dort der Name des Christian
Rosenkreutz nicht erwähnt, dafür aber umso mehr in den vorhergehenden
Textpassagen.
Auch Sergej Prokofieff und Herbert Wimbauer kamen daher
unabhängig voneinander darauf,
dass Rudolf Steiner seine tatsächliche
Einweihung Christian Rosenkreuz verdankt, so wie dieser wiederum von Manes
eingeweiht wurde (siehe S. 24, ebendort, d.h. GA 262).
Woraus sich aber letztlich
ergibt, dass Rudolf Steiner der Meister
Jesus war, ist nicht einzig die von W. Chr. Simonis ('Im Schutze der Meister',
S. 43) überlieferte Aussage von Marie Steiner, sondern der Text der GA 148, R.
Steiner: "Aus der Akasha-Forschung. Das Fünfte Evangelium" führt uns selbst auf
diese Spur.
Nur der damals Eingeweihte und am Geschehen Beteiligte ist in der
Lage derart intime Aussagen über die
Persönlichkeit des Zarathustra-Jesus (d.h. Meister Jesus) zu machen.
Auch Valentin Tomberg verbürgte sich für die Identität Rudolf Steiners mit Meister Jesus.
Allerdings gibt es auch Zeitzeugen, die zu einem anderen Ergebnis
kommen.
Wenn die Rittelmeyer zugeschriebene Aussage, Rudolf
Steiner sagte ihm, im Beisein von Marie Steiner-von Sivers, er hätte in Wahrheit
zwei Initiatoren gehabt, Christian Rosenkreutz und den Meister Jesus
(Zarathustra), denn richtig ist, weshalb ist dann von Marie Steiner seinerzeit
kein Protest erfolgt? Die Antwort ist ganz einfach: Rudolf Steiner sprach hier
von seinem höheren Ich in der 3. Person, was ja auch bereits vorweg schon
nahegelegt wurde.
Im
Zusammenhang damit steht die Trauer, die Marie Steiner über solche
Missverständnisse empfand:
"Eine andere Charakterisierung erfährt die
Persönlichkeit Rudolf Steiners noch durch eine private Äußerung von Frau Marie
Steiner, in der sie ihren Kummer zum
Ausdruck brachte, dass keines der Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft
erkannt habe, dass Rudolf Steiner der 'Meister Jesus' gewesen sei!"
(Quelle:
Werner-Christian Simonis: Im Schutze der Meister, Vlg. Die Kommenden GmbH,
Freiburg i.Brsg. 1977,ISBN
3-7823-0121-8, S. 43).
Es stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage zu
wem Rudolf Steiner zeitlebens ein engeres Verhältnis hatte, zu Geistesschülern,
wie Friedrich Rittelmeyer es ohne Zweifel war - oder - und das scheint mir in
diesem Zusammenhang die treffende Antwort zu sein - zu Marie Steiner-von
Sivers?
Michael Heinen-Anders, Köln