In der Sinneswelt müssen nun Fähigkeiten ausgebildet werden, die die
geistige Welt zu ihrer Fortentwicklung braucht, und zwar durch die
Menschen. Wie kann dies Lebensimpuls in uns werden, unseren Willen
befeuern? Dazu mag das Vorstellungsbild helfen, dass auch die Götter
eine Art Religion haben, das heißt etwas, zu dem sie aufschauen, dem
sie Opfer bringen, und dass dies der Mensch ist. So unvollkommen unsere
gegenwärtige Verfassung auch ist, so trägt doch jeder den Keim des
zukünftigen wahren Menschseins in sich, wie es in Christus Jesus
bereits einmal erschienen ist. Diesen Menschen braucht die geistige
Welt zu ihrer Weiterentwicklung.
Zwei Bilder können unser Verantwortungsgefühl noch verstärken. Das
erste knüpft an den Gedanken vom Menschen als Religion der Götter an.
Es ist das Bild, dass auch die Hierarchien so etwas wie einen Himmel
haben, und dass dies die Erdenwelt, insbesondere die Menschenwelt, ist.
Wie Sterne leuchten herauf zu den Hierarchien die Menschenherzen, die
ihre Welt-Verantwortung fühlen und danach zu leben versuchen, indem
sie sich Christus, dem Quell einer neuen Welt, öffnen. Das zweite Bild:
Unser Denken, Wahrnehmen
und Vorstellen soll Licht werden für die Cherubim. «Wenn du denkst,
wenn du vorstellst, bist du das angezündete Licht der Cherubim.» Und
ebenso sollen unsere Taten, soll unser Handeln so geartet sein, dass
sie die Wärme zu entzünden vermögen, die die Seraphim brauchen. «Wenn
du handelst, wenn du etwas tust, wenn du den Willen entfaltest, dann
bist du die Wärmequelle, die Feuerquelle der Seraphim.» (Rudolf
Steiner, 19. Dezember 1914).
Es liegt auch an uns, ob in der geistigen Weltordnung sich Finsternis
und Kälte oder Licht und Wärme vermehren, ob die Weltentwicklung
erstarrt oder ob sie vom Durchgang durch die Sinneswelt neu befruchtet
wird durch Licht und Wärme, die vom Menschen ausgehen und mitwirken am
Schaffen eines neuen Himmels.
zitiert aus: Günther Dellbrügger, Hamburg (DE) , in "Anthroposophie Weltweit ", 2001
Nr. 5 , 3. Juni , Nachrichtenblatt Nr.23 / 24